
Aus meiner Sicht gibt es nichts Spannenderes und gerade in Zeiten des Wandels, als sich mit seiner eigenen Persönlichkeit und deren Entwicklung zu befassen – und ganz besonders mit der Entwicklung eines Bewusstseins über die Grenzen der Persönlichkeit hinaus.
Auf diesen Themen werde ich ab heute den Fokus meines Blogs setzen.
Selbstlos ist das bei weitem nicht. Denn ich möchte Interesse wecken, dich ebenfalls mit deiner Persönlichkeit und deren Entwicklung zu beschäftigen. Denn für mich ist diese innere Arbeit Grundvoraussetzung für die schönere und friedlichere Welt, die unser Herz kennt!
Den Anfang macht dieser einführende Artikel, den du gerade liest darüber, was die Persönlichkeit eigentlich ist, wann sie entsteht und welche wichtige Funktion sie für uns hat.
Was eigentlich ist „die Persönlichkeit“?
Um zu erklären, was die Persönlichkeit eigentlich ist, mache ich einen Umweg über die Entstehung der Persönlichkeit.
Kindliche Prägungsphase
Alles beginnt mit der Geburt, bei der jeder Säugling mit einer ungeschützten und dadurch sehr verletzlichen Kinderseele auf die Welt kommt.
Wir bringen Triebe mit wie den Selbsterhaltungstrieb, Sexualtrieb und Sozialtrieb – ansonsten sind wir wie ein leeres Blatt, auf dem Weltbilder und Verhaltensweisen geschrieben werden können. Dieses Beschreiben oder Einprägen findet in den ersten sechs bis acht Jahren der Kindheit statt – die deshalb auch als „Prägungsphase“ bezeichnet werden.
In der Prägungsphase bilden sich die Grundlagen unserer Persönlichkeit. Danach erfährt sie normalerweise keine grundlegenden Veränderungen mehr. Sie bleibt in ihren Grundzügen stabil unser ganzes Leben lang.
Ich finde es sehr hilfreich sich zu vergegenwärtigen, dass ausnahmslos alle Menschen als verletzliche und unschuldige Babys auf die Welt kommen. Kein Mensch wird als Verbrecher, Diktator oder Psychopath geboren!
Verletzlichkeit und die Rolle der Eltern
In unserer heutigen Gesellschaft gibt es ausreichend Gelegenheiten für Verletzungen der ungeschützten Kinderseele. Manche heilen, andere nicht. Letztere hinterlassen Narben und werden als Traumata bezeichnet.
Die verletzenden Situationen können von dramatisch bis subtil sein. Auch wenn bei dem Begriff „Kindheitstaumata“ sexueller Missbrauch oder physische und psychische Gewalt naheliegend ist: Manchmal reicht auch nur ein Blick von Papa, den das Kind als abwertend empfindet. Manchmal reisst Mama der Geduldsfaden und wird laut. Manchmal sprechen die Eltern abwertend über das Kind.
Im kindlichen Weltbild ist bei Verletzungen die Schuldfrage einfach geklärt: Eltern sind grundsätzlich ok, also muss mit dem Kind etwas nicht stimmen. Sie empfinden sich als nicht ok, nicht liebenswert, ungenügend. Das löst Todesfurcht aus, ein Erbe unserer menschlichen Vorgeschichte als Bedrohung, verstoßen zu werden – was einem Todesurteil gleich kam.
Perfekte Eltern gibt es nicht, eine Kindheit ohne Verletzungen ist kaum realisierbar. Gleichwohl können wir die Schwere und Anzahl gering halten, indem wir jederzeit in Beziehung zu uns und zum Kind bleiben und an unserer eigenen Persönlichkeit arbeiten. Das ist weitaus wirkungsvoller, als Erziehungsbücher zu lesen!
Die Schutzfunktion der Persönlichkeit
Bei traumatischen Verletzungen, welche das Kind nicht selbst heilen kann, kommt rettend unserer Persönlichkeit ins Spiel: Unsere Psyche bildet Abwehrmechanismen, die sich schützend über die verletzten Stellen der empfindsamen Kinderseele legen.
Jeder neue Abwehrmechanismus wird zu einem weiteren Aspekt der Persönlichkeit, die so an Umfang zunimmt. Wenn wir von jemand sagen, er habe „ein großes Ego“, dann hat dieser Menschen in seiner Kindheit viele traumatische Verletzungen erfahren müssen.
Die in der Kindheit erworbenen Aspekte der Persönlichkeit bestimmen unser Weltbild und die Art und Weise, wie wir mit Herausforderungen des Lebens umgehen. Sie lenken aus dem Unbewussten so, dass wir verletzende Situationen möglichst vermeiden. Und sollten wir Situationen erleben, für die ein Abwehrmechanismus gebildet wurde, dann können wir Verletzungen abwehren.
Erwachsenes Korrektiv
Da die Grundlagen der Persönlichkeit in der Kindheit gelegt wurden, sind die Abwehrmechanismen nicht immer sozial angemessen zur Erwachsenenwelt.
Wenn uns jemand ärgert, ist die Anwendung physischer Gewalt unter Erwachsenen nicht opportun, egal wie wir sie damals in der Kindergartengruppe erfolgreich angewendet haben, um nicht unterzugehen. Damit wir sozial angepasst bleiben, lernen wir nach der Prägungsphase, unsere Impulse zu korrigieren – wir bleiben nach Außen höflich, auch wenn wir innerlich brodeln und dem Gegenüber am liebsten eine gescheuert hätten. Vielleicht kennst du das auch…
Wenn das Korrektiv versagt…
Dieses „sich im Griff haben“ kostet Kraft. Wenn wir gestresst sind oder uns nicht gut fühlen, fehlen uns oft Ressourcen für diesen Kraftakt. Dann kann es passieren, dass ein Ereignis uns „triggert“ – dass wir ausrasten: es wird angebrüllt, geschlagen, verbal verletzt, abgewertet, gepetzt etc. Alles Muster aus der Kindheit.
Wir bemerken den kindlichen Ursprung der Muster auch weniger spektakulär: Wenn der Arzt selbstbewusst auftritt und einen strengen Blick aufsetzt – so wie Papa früher – dann kann sich unbewusst die Strategie „Weggucken und Unterordnen“ einschalten. Und schon lassen wir uns widerspruchslos behandeln, auch wenn wir normalerweise im Alltag vieles kritisch hinterfragen.
Wieso Entwicklung von Persönlichkeit und Bewusstsein?
Die meisten Menschen – Schätzungen sprechen von 95 Prozent – vertrauen sich unbewusst der Lenkung ihrer Persönlichkeit an. Damit wird es allerdings kaum möglich, sein volles Potenzial als souveräner, integrer und authentischer Erwachsener zu entwickeln. Dazu braucht es die Beschäftigung mit der eigenen Persönlichkeit.
Das ist einfacher gesagt als getan, da sie ihre Arbeit normalerweise verborgen im Unbewussten verrichtet. Deshalb steht am Beginn der Entwicklung die Ausbildung eines Bewusstseins der eigenen Persönlichkeitsmuster. Denn nur was ich sehe und erkenne, kann ich auch verändern.
Über die Persönlichkeit hinaus
Wenn wir erkannt haben, dass die Persönlichkeit eine Sammlung von Überlebensmustern ist, stellt sich die Frage, was oder wie wir ohne diese Muster wären.
Hier beginnt die spannende Reise jenseits der Persönlichkeit in die Welt der Spiritualität. Diese Reise ist geleitet von Fragen wie: Was sind wir wirklich, jenseits unserer automatischen Muster? Was ist in unserem Wesenskern, der von der Persönlichkeit umhüllt und verborgen ist? Was ist der Sinn meines/des Lebens? Wer oder was bin ich wirklich?
Enneagramm als Entwicklungs-Werkzeug
Für die Entwicklung der Persönlichkeit und eines Bewusstseins über sie hinaus ist das Enneagramm eine wirkungsvolles Werkzeug.
Die Arbeit mit dem Enneagramm beginne ich mit einer Typdiagostik. Mit den Erkenntnissen dieser Diagnostik werden Hinweise auf die unbewussten Elemente der Persönlichkeit gewonnen – der erste Ansatzpunkt, um an ihr zu arbeiten.
Die Typdiagnostik führe ich in Form eines einstündigen Interviews durch. Danach können die dort gewonnenen Erkenntnisse durch Selbstbeobachtung verifizieren werden – wer mag, dem biete ich meine Begleitung auf seinem weiteren Weg an.